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Macht die IT uns produktiver?

Was verbirgt sich hinter dem Produktivitätsparadoxon?

Produktivität ist das grundlegende wirtschaftliche Maß für den Beitrag einer Technologie. Vor diesem Hintergrund haben CEOs zunehmend begonnen, ihre enormen Investitionen in Computer und verwandte Technologien zu hinterfragen. Sicherlich kann die Informationstechnologie (IT) seit ihrer Einführung eine Vielzahl von Erfolgsgeschichten schreiben. Im letzten Jahrzehnt ist die Produktionsverlangsamung aber zu einem Kernthema der Ökonomen geworden. Dabei sehen sie eine Korrelation zwischen dem Produktivitätsrückgang und der rasanten Zunahme des Einsatzes von IT. Das Fehlen guter quantitativer Maßstäbe für den durch IT geschaffenen Output bestärkt die Ökonomen in ihrer Ansicht.

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Kaum Auswirkungen von IT-Investitionen auf die Produktivität

Die Beziehung zwischen IT und Produktivität wird viel diskutiert und wenig verstanden. Aber nur wenn die Ursachen des „Produktivitätsparadoxons“ verstanden werden, können die Hindernisse für ein höheres Produktivitätswachstum erkannt und beseitigt werden. Angesichts des Versprechens der IT, eine technologische Revolution einzuleiten und die Produktivität zu steigern, macht sich zunehmend Ernüchterung und sogar Frustration breit. Dies gipfelt in der Überzeugung, dass Computer nicht die Produktivität steigern. Es wurden in der Vergangenheit kaum positive Auswirkungen von Investitionen in IT auf die Produktivität gefunden. Dieses Paradoxon wird als Produktivitätsparadoxon bezeichnet. Selbst das gesteigerte Interesse zahlreicher Forscher am Produktivitätsparadoxon hat das Rätsel noch nicht lösen können.

Das Produktivitätsparadoxon

Robert Solow, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, fasste 1987 diese deprimierende Situation mit den Worten zusammen: „Man kann das Computerzeitalter überall sehen, außer in der Produktivitätsstatistik.“ Was Solow damit meinte: Nur weil Computer schneller werden, bedeutet dies nicht, dass sie zu einer gleichwertigen Produktivitätssteigerung beitragen. Der Begriff Produktivitätsparadoxon wurde populär, nachdem er im Titel eines Beitrags von 1993 von Erik Brynjolfsson, Professor für Management an der MIT Sloan School of Management und Direktor des MIT Center for Digital Business, verwendet wurde. In seiner Arbeit argumentierte Brynjolfsson, dass es zwar keinen direkten, messbaren Zusammenhang zwischen Verbesserungen der IT und Verbesserungen der Leistung zu geben scheint, dies jedoch eher eine Reflexion sein könnte, wie die produktive Leistung gemessen und verfolgt wird.

Zahlreiche Erklärungsversuche

Es ist nicht so, dass das Produktivitätsparadoxon im Jahr 1987 begann, weil Solow erklärte, er habe es bemerkt, und 1991 endete, weil Brynjolfsson es für beendet erklärte. Die Diskussion ist heute so aktuell wie damals. Die Jahre zwischen 1987 und 1993 sind eher der Zeitraum, in dem die öffentliche Diskussion über das Paradoxon am intensivsten war. Die Entwicklung der Diskussion war allmählich, sie verlief in Stufen und ist noch nicht zu Ende. Es wurde eine Reihe von Theorien vorgeschlagen, die das Produktivitätsparadoxon erklärten. Sie reichten von Ideen über eine unzureichende Messung der Produktivität bis zur notwendigen Verzögerungszeit, bevor tatsächliche Produktivitätsgewinne sichtbar wurden.

IT als Enabling Technology

Die übliche Haltung war, dass die IT primär und das Management sekundär ist, dass IT eine Enabling Technology im Sinne von Innovation sei. Produktivität von IT muss wichtig sein, weil die Wettbewerbsfähigkeit davon abhänge. Aber es ist genauso zulässig, dieses traditionelle Argument umzukehren, so dass die Produktivität nicht primär von der IT, sondern von den Managementmethoden, die von der IT unterstützt werden, ausgeht. Laut Brynjolfsson wird diese Ansicht durch seine Untersuchung unterstützt, dass die Rendite für Computerkapital bei leistungsstarken Firmen am höchsten ist, weil das vermutlich die Firmen sind, die die meisten innovativen Verbesserungen vorgenommen haben. Ein etwas anderer Ansatz sieht einen möglichen Grund für die negativen Auswirkungen von Investitionen in Informationstechnologie auf die Unternehmensleistung darin, dass der Bedarf an Koordination zwischen verschiedenen Aktivitäten und Systemen in allen Funktionsbereichen der Organisation größer wird, je mehr die Firmen in Informationstechnologie investieren. Die Diskussion zeigt, dass es wenig bringt, die konventionellen Maßstäbe für Produktivität anzulegen, um den Einfluss der IT zu bestimmen.

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Produktivitätssteigerung durch Halbleiterverbesserungen

Mit einer Welle schneller, grundlegender Innovationen bei Halbleitern in den 1990er Jahren zusammen mit Verbesserungen des Designs und des Herstellungsprozesses, die ihre Leistung im Verhältnis zu ihren Kosten exponentiell steigerten, verschwand die Diskussion um das Produktivitätsparadoxon erst einmal wieder in der Versenkung. Halbleiterverbesserungen führten zu einer steigenden Produktivität in diesem Sektor und zu qualitativ hochwertigeren und höherwertigen Inputs für nachgeschaltete Hersteller von Computergeräten, die ebenfalls eine dramatische Produktivitätssteigerung verzeichneten.

Digitalisierung entfacht erneut Diskussion zum Produktivitätsparadoxon

Die gegenwärtige Entwicklung und der Einsatz digitaler Technologien liefern der Diskussion um das Produktivitätsparadoxon erneut Futter. Unter digitalen Technologien verstehen wir heute Cloud Computing, E-Commerce, mobiles Internet, Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und das Internet der Dinge, die für eine Prozessoptimierung sorgen, um Geschäftsmodelle grundlegend zu transformieren und Wertschöpfungsketten zu verändern. Die Digitalisierung verspricht erhebliche Produktivitätssteigerungsmöglichkeiten, doch die Vorteile sind nicht in dem erwarteten großen Maßstab eingetreten. Es gibt mehrere Gründe, warum die Auswirkungen der Digitalisierung in den Produktivitätszahlen noch nicht erkennbar sind. Erst einmal hat die Digitalisierung noch nicht das entsprechende Ausmaß erreicht. Ein Großteil der Wirtschaft ist noch nicht digitalisiert. Das McKinsey Global Institute hat berechnet, dass Europa insgesamt nur 12 Prozent und die USA nur 18 Prozent des digitalen Potenzials derzeit ausgeschöpft haben. Als weitere Gründe werden der Verzögerungseffekt aufgrund der Notwendigkeit, die technologischen und geschäftlichen Zielvorstellungen in Einklang zu bringen, und die Übergangskosten für die digitale Transformation ins Feld geführt.

Gründe für das erneute Produktivitätsparadoxon

Unternehmen investieren viel Zeit und Ressourcen für die Innovation und Anpassung ihres Geschäfts. Dabei versuchen viele immer noch zu verstehen, wie digitale Technologien optimal genutzt werden können. Das führt dazu, dass häufig noch keine direkten und unmittelbaren Auswirkungen auf das Produktions- und Produktivitätswachstum zu erkennen sind. Das Debuggen und Erlernen der neuen Technologie beeinträchtigt deren Produktivität, weil viele Unternehmen wertvolle Zeit in die Beherrschung dieser Prozesstechnologien investieren. Noch beunruhigender ist, dass die Unternehmen zu wenig technologische Ressourcen aufgebaut haben, die ihnen helfen können, digitale Technologien zur Festigung oder zum Ausbau ihrer Wettbewerbsposition zu nutzen. Dazu kommt ein Mangel an Skalierbarkeit in den Sektortiefen. Im Einzelhandel beispielsweise sind Online-Verkäufe doppelt so produktiv wie Filialverkäufe., Sie bleiben jedoch im Durchschnitt unter 10 Prozent des Gesamtumsatzvolumens und verursachen Übergangskosten wie sinkende Besucherzahlen durch den rückläufigen Fußgängerverkehr in traditionellen Einzelhandelsgeschäften und Einkaufszentren.

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Fazit:

In einer Zeit der Digitalisierung mit Technologien, die von Online-Marktplätzen bis hin zu Maschinellem Lernen reichen, könnte die Schere zwischen Produktivitätswachstum und dem raschen technologischen Wandel nicht deutlicher auseinandergehen. Die disruptive wirtschaftliche Kraft digitaler Technologien und die Unvereinbarkeit mit traditionellen wirtschaftlichen Modellen bremsen die erzielbare Produktivitätssteigerung durch die digitalen Technologien weitgehend ein. Infolgedessen erleben wir möglicherweise eine Erneuerung des Produktivitätsparadoxons der 1980er Jahre, wobei das digitale Zeitalter noch nicht in der Produktivitätsstatistik sichtbar ist.

Angesichts dieser Entwicklung sind Maßnahmen erforderlich, um sowohl die technologischen Adoptionsbarrieren der Unternehmen zu überwinden als auch die Akzeptanz der Vereinbarkeit digitaler Tools mit modernen Wirtschaftsmodellen zu erhöhen. Zu den Maßnahmen, die die digitale Verbreitung fördern können, gehören: Die Investition in digitale Infrastrukturen und Cluster und ein Engagement für die Ausbildung von digitalen Spezialisten, um den effizienten Einsatz innovativer Automatisierungstechnologien sicherzustellen.

Milad Safar
Milad Safar

Managing Partner und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Themenfeld Digitalisierung

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