Der Begriff der digitalen Transformation prägt die aktuelle Wirtschaftsberichterstattung. Doch dieser Wandel fördert auch zahlreiche Unsicherheiten zutage. So sind die Beteiligten oftmals nicht sicher, welche Züge diese Transformation annimmt. Der Wandel des Geschäfts wird mit einer langfristigen Vision verdeutlicht, doch kurzfristige Maßnahmen sind oftmals nicht greifbar. Dabei sind digitale Technologien jedoch kein Garant für innovative, agile und effiziente Unternehmen. Der Wandel muss bereits in der Unternehmenskultur stattfinden. Wie Unternehmen die digitale Transformation erfolgreich bewältigen, zeigen wir Ihnen im Folgenden.
Was verbirgt sich hinter der digitalen Transformation?
Bei der digitalen Transformation handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess zur Weiterentwicklung digitaler Technologien. Dieser prägt die Gesellschaft sowie Wirtschaft nachhaltig und resultiert in neuen Gewohnheiten im Privat- und Geschäftsleben. Insbesondere die Bereiche Big Data, Internet of Things, Blockchain, Cloud Services oder Social Media verdeutlichen den Einfluss dieses Wandels. Aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren verändern sich auch die Anforderungen der potenziellen Konsumenten. Dementsprechend müssen Unternehmen bestehende Prozesse verändern. Langfristig ersetzen digitale und effiziente Prozesse die bisherigen Geschäftsprozesse. In der Vergangenheit ermöglichte die digitale Transformation auch disruptive Geschäftsmodelle wie von Netflix, Spotify oder Uber. Diese neuen Geschäftsmodelle erfüllen die Erwartungen der Gesellschaft und sorgen für eine Neuverteilung der Marktanteile.
In der Theorie erfolgt bei der digitalen Transformation eine Unterscheidung in „Enabler“ und „Akteure“. Erstere liefern die Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation. Hierzu gehören:
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Digitale Technologien
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digitale Infrastrukturen
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und digitale Anwendungen
Durch den Einsatz dieser Enabler ergeben sich neue Möglichkeiten, um die Kundenanforderungen zu befriedigen und entsprechende Lösungen im Rahmen von Pilotprojekten zu entwickeln. Dabei kennt der Wandel keine Grenzen und betrifft Mitarbeiter, Kunden, Forscher und Unternehmer im gleichen Maße.
Die Bedeutung des digitalen Wandels in Unternehmen
In der Praxis verwenden viele Menschen die Begriffe Digitalisierung und digitale Transformation als Synonyme. Dabei beschreibt die Digitalisierung lediglich den Prozess der Transformation von Unternehmensprozessen. Klassischerweise werden analoge Prozesse in digitale Unternehmensprozesse transformiert. Im Regelfall fällt in diesem Zuge der Begriff der Automatisierung. Mittlerweile ist der Einfluss dieser nachhaltigen Transformation in der gesamten Wertschöpfungskette deutscher Unternehmen zu spüren.
Doch was bedeutet dieser Wandel für die jeweiligen Unternehmen? Grundsätzlich müssen die Unternehmen sich offen zeigen und sich dieser Herausforderung stellen. Eine Anpassung des Geschäftsmodells ist unabdingbar. Zudem ist es erforderlich, außerhalb der gewohnten Grenzen zu denken und das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln oder gar die eigenen Aktivitäten auszuweiten. Zudem zeigt sich, dass die digitale Transformation mit einer hohen Geschwindigkeit einhergeht. Während die Digitalisierung die entsprechenden Technologien zur oberflächlichen Nutzung bereitstellte, sorgt die eigentliche Transformation für nachhaltige Veränderungen.
Welche Ursachen lassen sich für die digitale Transformation identifizieren?
Die Grundlage des digitalen Wandels sind die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen der neuen Technologien und Techniken. So steigt die Rechenleistung von IT-Komponenten bei gleichzeitiger Miniaturisierung, sodass innovative Technologien zunehmend Einzug in unsere Alltagstechnik halten. Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei:
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Formen der Mensch-Computer-Interaktion
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Techniken des maschinellen Lernens
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Einsatz von Sensoren und Aktoren in der Fläche
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Mobile Kommunikationstechniken zur Vernetzung und Automatisierung der Kommunikation
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Big-Data-Technologien zur Datenverarbeitung und -erhebung
Im Produktionsumfeld treiben vor allem Cyber-Physische Systeme die Entwicklung voran. Bei den Endkunden steht dahingegen das Smartphone im Zentrum des digitalen Wandels. Mithilfe von Kontextsensitivität, Identifizierungs- und Telemetriefunktionen sowie aufgrund der Allgegenwärtigkeit stellt es die perfekte Schnittstelle zwischen der realen und der virtuellen Welt dar. Zudem erlaubt das Smartphone die Integration des menschlichen Verhaltens in autonome und teilautonome Prozesse.
5 Praxisbeispiele zur Transformation von Unternehmen
Die Disruption des DVD-Marktes durch Netflix
Eines der besten Beispiele für eine erfolgreiche digitale Transformation ist Netflix. 1997 startete das Unternehmen als eine Online-Videothek und verschickte in den kommenden Jahren DVDs und BluRays an seine Kunden. Bereits im Jahr 2007 wurden mehr als eine Milliarde DVDs verschickt. Außerdem startete Netflix im selben Jahr mit seinem Streaming-Angebot, dass das bisherige Geschäftsmodell abgelöst hat. Die klassischen Videotheken verschwanden. Stattdessen greift ein Großteil der Kunden heute auf das Streaming zurück. Außerdem zeigt das Unternehmen, wie sich Nutzerdaten verwenden lassen, um eine optimale Customer Experience zu kreieren. Durch die Analyse des Nutzers kann die Plattform intelligente Empfehlungen für neue Filme und Serien erstellen. Auch bei der Analyse der Netzkapazitäten unterstützt Künstliche Intelligenz Netflix und identifiziert vorhersehbare Engpässe.
Digitale Transformation beim Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen setzt auf digitale Technologien, um die verfügbare, begrenzte Fläche optimal auszunutzen. Mithilfe der Logistikplattform „Smart Port Logistics“ lassen sich Staus im Hafen verringern, die Warenumschlaggeschwindigkeit steigern, Wartezeiten verkürzen und Echtzeitinformationen an LKW-Fahrer weiterleiten. Hierbei ermöglichen mobile Endgeräte eine optimale Verfügbarkeit der Services und gewährleisten einen optimalen Geschäftsbetrieb. Auf diese Weise unterstützt die digitale Transformation den Hamburger Hafen bei der Optimierung seines Geschäftsmodells.
Rewe transformiert den deutschen Supermarkt
Die Supermarktkette Rewe konzentriert sich im Rahmen der digitalen Transformation seiner deutschen Supermärkte vor allem auf seinen Online-Bestelldienst. Dieser ermöglicht Kunden das digitale Einkaufen und spart somit Zeit und Nerven. Mit diesem Angebot differenziert sich das Unternehmen klar von der Konkurrenz, wobei Lidl und Aldi Nord mittlerweile nachziehen. Außerdem hat Rewe in einem Großteil der Rewe-Filialen neue Kassensysteme implementiert. Mithilfe dieser Systeme erhalten Kunden die Möglichkeit, mobile Bezahlsysteme wie Google Pay oder Apple Pay zu verwenden. Neben einer schnelleren Abwicklung des Bezahlvorgangs steigt auch die Zufriedenheit der Kunden durch sinkende Wartezeiten.
Drive Now – die Transformation der urbanen Mobilität
Der Carsharing-Dienst Drive Now von BMW ist geradezu ein Paradebeispiel für die digitale Transformation. Der Dienst basiert vollständig auf einer mobilen Applikation, die die Kunden auf ihrem Smartphone aufrufen können. Mithilfe der App lassen sich verfügbare Fahrzeuge finden, buchen und die Kosten direkt begleichen. Bis September 2014 hat das Unternehmen auf analoge Mitgliedskarten gesetzt. Durch die Digitalisierung des Prozesses entfallen die Verwaltungsgebühren für die Mitgliedskarten und die Nutzung des Services aus Sicht des Verbrauchers ist einfacher und bequemer.
Deichmann digitalisiert den Einzelhandel
Auch beim bekannten deutschen Schuhhändler Deichmann ist der digitale Wandel im vollen Gange. Während die Wahrnehmung des Unternehmens eher konservativ ist, forciert das Management die Digitalisierung des Geschäftsmodells. Bereits 2000 eröffnete Deichmann einen eigenen Onlineshop. 2015 folgten zwei weitere Digitalisierungsprojekte. Einerseits stellt der Click & Collect-Service sicher, dass Kunden ihre Schuhe online bestellen und in einer Filiale abholen können. Mit Ship2Home können die Schuhe sogar aus einer Filiale an die eigene Hausadresse geliefert werden. Aufgrund des hohen Wachstums im Onlinebereich forciert das Unternehmen die weitere Digitalisierung.
Die neun Felder der digitalen Transformation
Die möglichen Einsatzfelder der digitalen Transformation sind besonders umfangreich, sodass sich eine Unterteilung der Handlungsmöglichkeiten in neun strategische Handlungsfelder anbietet.
1. Strategy & Management
Für niemanden sind die Auswirkungen der Digitalisierung ein großes Geheimnis. Doch ein erfolgreicher Wandel kann nicht vollständig bottom-up erfolgen, sondern bedarf auch entsprechender Initiativen auf der Ebene des Top-Level-Managements. Aus diesem Grund bietet sich beispielsweise die Installation eines Chief Digital Officers an. Dieser sichert den nachhaltigen Fortbestand des Unternehmens und lotst dieses in die richtigen digitalen Bahnen. Alternativ kann auch die Rolle des Chief Technical Officers oder des Chief Information Officer gestärkt werden, um die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben.
2. Customer Experience
Mit Customer Experience ist das Gesamterlebnis, das ein Kunde mit der Marke hat, gemeint, vom ersten bis zum letzten Kontaktpunkt. Der grundlegende Gedanke der Customer Experience stellt den Kunden, seine Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt aller Unternehmensaktivitäten. Viele Unternehmen streben mittlerweile nach einer intelligenten Vernetzung von Informationen, mit denen ein Kunde an den verschiedenen Markenkontaktpunkten in Berührung kommt. Hierdurch soll das Markenerlebnis verbessert und optimiert werden. Zudem streben Unternehmen nach immer mehr Informationen, die dabei helfen, den Kunden vollumfänglich zu verstehen. Schlussendlich führt dieser Schritt zur Fokussierung auf den individuellen Kunden anstatt auf die jeweilige Zielgruppe.
3. Produkt- und Dienstleistungsinnovationen
Ein weiteres Handlungsfeld des digitalen Wandels sind die Produkt- und Serviceinnovationen. Diese befassen sich mit der Weiter- oder Neuentwicklung eines Produkts oder Services durch den Einsatz digitaler Möglichkeiten. Im Extremfall kann das eigentliche Produkt komplett entfallen und durch ein neues Geschäftsmodell ersetzt werden. Als Ursprung gelten oftmals fundamentale, technologische Veränderungen, welche von neuen Marktteilnehmern forciert werden und somit die etablierten Marktteilnehmer zur Veränderung zwingen.
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4. Organisation
Neben den Produkten und Services unterliegt auch die Organisation des Unternehmens einem Wandel. So stellt sich die Frage nach der optimalen Organisationsstruktur. Hierzu gehören der Auf- und Abbau von Abteilungen und der Abbau von Silos. Oftmals gelten flache Hierarchien als besonders erfolgversprechend. Zusätzlich zeichnen sich heterogene Teams durch eine steigende Produktivität aus, sodass die Anpassung der Organisationsstruktur an die sich verändernden Geschäftsprozesse eine nachhaltige Lösung für Unternehmen darstellt.
5. Kultur und Know-How
Ein besonders wichtiges Handlungsfeld sind die digital versierten Mitarbeiter, denn diese legen den Grundstein für eine erfolgreiche Transformation. Bereits eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2015 verdeutlicht, dass 75 Prozent der deutschen Unternehmen die Unternehmenskultur als wichtigen Erfolgsfaktor ansehen. Dementsprechend herrscht ein großer Wettbewerb um die besten Mitarbeiter. Durch attraktive Mitarbeiterangebote, gute Arbeitsbedingungen, flache Hierarchien und transparente Entscheidungen sollen neuen Mitarbeiter für das eigene Unternehmen begeistert werden.
6. Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit auf interner und externer Ebene spielt bei der erfolgreichen Transformation eine entscheidende Rolle. Die interne Kommunikation geht mittlerweile auf eine Many-to-Many-Kommunikation über, die im Rahmen sozialer Netzwerke einen horizontalen Austausch einer Vielzahl von Mitarbeitern untereinander ermöglicht Soziale Netzwerke helfen auch bei der Auswahl der passenden Mitarbeiter für Projekte und ermöglichen einen optimalen Wissenstransfer. Ebenso bieten Skype, Cloud-Dienste und andere Workspace-Lösungen ausreichend Potenzial für eine erfolgreiche Transformation. Zusätzlich bilden variable Arbeitsumgebungen, mobile Jobs und unterschiedliche Büros eine perfekte Grundlage für optimale Zusammenarbeit.
7. Geschäftsprozesse
Die Geschäftsprozesse oder Business Processes sind die Grundlage zur Entwicklung von Produkten und Services. Die zentralen Geschäftsprozesse sind das Supply Chain Management, zahlreiche Transaktionsprozesse und das Logistikmanagement. Mit innovativen Technologien wie der Robotic Process Automation (RPA) lassen sich diese Prozesse automatisieren. Gerade bei manuellen, repetitiven Prozessen lassen sich auf diese Weise physische Kapazitätsgrenzen ausreizen, zahlreiche Optimierungspotenziale realisieren und die Wirtschaftlichkeit und Effizienz von Unternehmen steigern. Letztendlich sind die Anwendungsgebiete für RPA so vielfältig wie die Prozesse selbst. Überall dort, wo strukturierte Prozesse stattfinden, kann RPA eingesetzt werden.
Um unstrukturierte Informationen verarbeiten und Entscheidungen auf der Grundlage komplexer, unstrukturierter Eingaben treffen zu können, steht mit Cognitive Process Automation bereits ein intelligentes, selbstlernendes, kognitives Automatisierungstool zur Verfügung. Kognitive Prozessautomatisierung ist dabei in der Lage, innerhalb großer, auch lückenhafter, unstrukturierter Datenvolumen (einschließlich textintensiver Berichte) versteckte, komplexe Datenmuster aufzudecken und zu verarbeiten.
8. Digitale Infrastruktur
Das Ziel ist die Schaffung einer technisch, digitalen Infrastruktur, welche die Grundlage für eine neue Art der Zusammenarbeit legt und neue Geschäftsprozesse unterstützt. So kann es sich um einfache Möglichkeiten – etwa dem Smartphone für Mitarbeiter – bis hin zu Kundenportalen mit einem hohen Sicherheitsverständnis handeln. Die IT wird zur Basis der digitalen Transformation und stellt zeitgleich einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen im digitalen Umfeld dar. Aus diesem Grund erwarten Experten stark steigende IT-Budgets im Laufe der kommenden Jahre.
9. Vernetzung und Internet der Dinge
Das letzte Handlungsfeld ist die zunehmende Konnektivität von intelligenten Endgeräten. Hierzu gehören intelligente Autos, Smart Homes und sogar die Smart Cities. Es geht letztendlich um die Vernetzung analoger Gegenstände und Maschinen. Begriffe wie Internet of Things oder Cyber-physical Systems sind die Schlagwörter dieses Trends. Zukünftige Geräte werden intelligent und warnen oder informieren die Nutzer über nahende Ereignisse. Zudem kommunizieren die Geräte untereinander und tragen somit zur Automatisierung kompletter Aufgaben bei. Grundlage hierfür sind zahlreiche Sensoren und Mikroprozessoren.
Fazit
Die digitale Transformation ist ein langfristiger Veränderungsprozess, der im gesamten Unternehmen stattfindet. Hierbei handelt es sich nicht um die Digitalisierung einzelner Prozesse, sondern um die nachhaltige Veränderung von Geschäftsmodellen im unternehmerischen Kontext. Die vorgestellten Handlungsfelder beeinflussen diese Transformation maßgeblich und sollten ein fixer Bestandteil entsprechender Strategien sein. Das Resultat einer konsequenten Umsetzung dieser Strategien sind die erfolgreiche Transformation und damit die besten Zukunftsperspektiven.