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Citizen Developer – Entwicklungsressource von Morgen

Programmierunkundig, aber mit viel Prozessverständnis löst der Citizen Developer Anwendungsrückstau auf

Digitale Transformation, das Thema ist in der Wirtschaft und in den Medien – online wie offline – omnipräsent. Alle reden darüber, aber etliche fragen sich im Stillen: „Wie machen wir das eigentlich?“. Die vermeintliche Antwort liegt für viele in dem Citizen Developer. Analysten und IT-Experten predigen derzeit jedenfalls gleichermaßen seine Vorteile. Einem Gartner-Bericht zufolge haben 61 % der Unternehmen entweder aktive Citizen Development-Initiativen installiert oder planen diese zumindest.

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Low Code/No Code ermöglichen den Citizen Developer

Wer also ist dieser „Citizen Developer“? Ein Citizen Developer ist ein Benutzer, der neue Geschäftsanwendungen für die Nutzung durch andere erstellt, indem er eine visuelle integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) nutzt, innerhalb derer er per Drag and Drop leistungsstarke Anwendungen und Anwendungskomponenten entwerfen, erstellen und diese miteinander verbinden kann, die entsprechend den Anforderungen eines Unternehmens wachsen und sich anpassen können. Möglich wurde diese Entwicklung in den letzten Jahren durch sogenannte Low Code/No Code-Tools und -Plattformen, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Mit diesen Tools und Plattformen ist es auch für Nicht-Experten möglich, mit den visuellen Werkzeugen durch Drag & Drop von Modulen einfach Anwendungen zu erstellen.

Citizen Developer sind nicht neu

Lange vor der aktuellen Low Code/No Code-Bewegung gab es bereits auf dem guten alten Heimcomputer Werkzeuge zum Erstellen eigener Spiele oder Homepages. Microsoft Frontpage, das es heute zwar nicht mehr gibt, das aber die visuelle Erstellung von Webseiten ermöglichte, machte jeden zum Citizen Developer und das, ohne ein HTML-Crack zu sein. Visual Basic erweiterte diese Funktionalität auf den App-Bereich und ermöglichte es, durch die Kombination von Komponenten und Schnittstellen Windows-Apps zu erstellen. Auch im geschäftlichen Umfeld sind Anwender, die ihre eigenen Lösungen erstellen, nicht neu. Schon seit Jahren erstellen Menschen Lösungen mit Tabellenkalkulationen und Datenbanktools, nur ohne die Genehmigung oder das Wissen der IT.

Unternehmen benötigen immer mehr Anwendungen

Low Code/No Code ist aber mehr als nur eine nette Entwickler-Spielerei. In vielen IT-Abteilungen fehlen heute Mitarbeiter mit Entwicklungskenntnissen und -kapazitäten. Viele Mitarbeiter, die neue Lösungen benötigen, um ihre Arbeit effizienter zu erledigen, sind frustriert über die Unfähigkeit der IT-Abteilung, die Anwendungen schnell zu liefern. Dabei ist heute eigentlich jedes Unternehmen ein Softwareunternehmen und benötigt immer mehr Anwendungen, um die betriebliche Effizienz zu verbessern, Innovationen voranzutreiben und Umsätze zu generieren. IDC sagt voraus, dass bis 2023 über 500 Millionen Apps entwickelt werden. Das ist die gleiche Anzahl von Apps, die in den letzten 40 Jahren entwickelt wurde!

Zusätzliche Hilfe bei der digitalen Transformation

Unternehmen, die ein formales Citizen Development Programm aufsetzen, gehen die Herausforderungen des Talentmangels direkt an, indem sie nicht-technische, hochmotivierte Geschäftsanwender dazu befähigen, Apps zu entwickeln, die ihre unmittelbaren Probleme lösen. Die Tatsache, dass Nicht-Entwickler mit Hilfe von Low Code/No Code zu Citizen Developern werden können, entlastet nicht nur die IT, sondern erhöht die Entwicklungsressourcen und spart auch Zeit und damit Kosten. Unternehmen müssen nicht mehr so viele teure Entwickler mit dem Wissen und der Expertise für die Erstellung umfangreicher Unternehmensprogramme beschäftigen, wodurch sie Personalkosten für hochqualifizierte Entwickler einsparen. Zum anderen erweitern Unternehmen durch die Implementierung von Low Code/No Code-Funktionalität massiv die Anzahl der Personen, die bei der digitalen Transformation helfen können.

Citizen Developer lösen IT-Rückstau auf

Zudem fördern Low Code/No Code-Plattformen nachweislich die Zusammenarbeit zwischen internen Abteilungen. Die Verwendung einer Plattform mit integrierten agilen Entwicklungstools hilft den Abteilungen zusammenzuarbeiten und neue Funktionalitäten gemeinsam zu entwickeln. Last but not least ist Low Code/No Code auch der Schlüssel zu mehr Geschwindigkeit in der App-Entwicklung. Da es sich um einen visuellen Prozess mit vorgefertigten Modulen handelt, kann Software bis zu 10-mal schneller entwickelt werden als mit traditionellen Methoden. Infolgedessen wird der Zeitaufwand für das Testen und Entwickeln von Apps deutlich reduziert. Wenn Citizen Developer ihre eigenen Apps erstellen, können sie ihre Arbeit effizienter erledigen und dem Unternehmen helfen, den Anwendungsrückstau zu verringern. Die IT-Abteilung kann sich dann auf technisch komplexere Projekte wie Legacy-Modernisierung, Kernsystem-Erweiterungen und unternehmensweite Anwendungen konzentrieren.

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Prozess-Verständnis vorausgesetzt

Es mag wie das Allheilmittel für die digitale Transformation von Unternehmen erscheinen. Aber man muss wissen, dass Low Code-Plattformen ein gewisses Maß an technischem Wissen voraussetzen, während die moderneren No Code-Plattformen weniger technisches Wissen und Fähigkeiten bei den Fachanwendern erfordern. Generell müssen die Anwender, die sich als Citizen Developer betätigen wollen, ein tiefes Verständnis für die spezifischen Herausforderungen bei Geschäftsprozessen mitbringen, die ihr Unternehmen belasten. Ist das Verständnis für die Prozesse gegeben, können Sie mit grafischen Tools umfangreiche Anwendungen erstellen, auch wenn ihnen vielleicht das Fachwissen traditioneller Programmierung fehlt.

Sorge vor Kontrollverlust

Gleichwohl gibt es immer noch Vorbehalte, Citizen Developer in der Unternehmensstruktur zu etablieren und sie mit entsprechenden Befugnissen und Technologien auszustatten. Dies liegt vor allem an der Sorge, die Kontrolle über die technologischen Möglichkeiten zu verlieren und an der Gefahr, dass der Citizen Developer neue Funktionen zu bestehenden Anwendungen hinzufügt, die möglicherweise nicht gewünscht sind. Dass diese Sorge in der Regel unbegründet ist, zeigt die Tatsache, dass der Citizen Developer normalerweise Unterstützung durch das IT-Team erhält, das sich natürlich weiterhin um die IT-Infrastruktur des Unternehmens kümmert. Der Citizen Developer bekommt lediglich die Möglichkeit, mit der Low Code/No Code-Software eigene Anwendungen zu erstellen. Alles andere wird weiterhin von der IT-Abteilung verwaltet.

Wie sieht die Arbeit eines Citizen Developers aus?

Mit einem geeigneten Low Code/No Code-Tool sind Mitarbeiter aus allen Bereichen eines Unternehmens in der Lage, nach einer entsprechenden Schulung selbst Anwendungen zu entwickeln, die in einer Abteilung oder im gesamten Unternehmen eingesetzt werden können. Der Citizen Developer führt die Erstellung auf einer visuellen Oberfläche aus, wodurch die Anwendung schnell zu implementieren ist. Sobald das Grundgerüst steht, werden Daten und Objekte zugewiesen und Regeln definiert. Das war’s und die Anwendung ist fertig! Natürlich ist die Arbeit des Citizen Developers hier sehr vereinfacht dargestellt und es gehört schon etwas mehr dazu, aber es beschleunigt die Erstellung von Anwendungen erheblich und bietet auch Nicht-Fachleuten die Möglichkeit, sich im digitalen Zeitalter neu zu qualifizieren.

Eine wertvolle Ressource für das Unternehmen

Die Low Code-/No Code-Entwicklungsmethode demokratisiert die Anwendungsentwicklung und macht sie für eine neue Generation von Citizen Developern zugänglich. Es spielt keine Rolle, dass sie vielleicht nicht verstehen, was „objektorientiert“ oder „Microservices“ bedeutet, aber sie verstehen eines sehr gut: welche Prozesse im Unternehmen funktionieren und welche mit Automatisierung optimiert werden können. Und die Frage ist, was sich für Unternehmen letztlich mehr auszahlt. Mit seinem Know-how ist der Citizen Developer unbestritten eine wertvolle Ressource für das Unternehmen. Problemlos zu bedienende Tools machen es einfacher denn je, Geschäftsanwendungen zu erstellen und gemeinsam zu nutzen. Wenn Unternehmen die Entwicklung einer Anwendung in die Hände von Citizen Developern legen, werden nicht nur die Prozesse beschleunigt, sondern das Endergebnis wird häufig auch deutlich besser.

IT muss den Rahmen schaffen

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Citizen Developer selbstständig arbeiten dürfen und durch regelmäßige Schulungen auf dem neuesten Wissensstand gehalten werden – dies sind zwei wesentliche Komponenten des Citizen Developments. Außerdem muss die IT-Abteilung den Rahmen für die Anwendungen schaffen, damit Datenintegrität, Analyse, Sicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleistet sind. Sobald dies gewährleistet ist, kann sich der Citizen Developer auf sein Fachgebiet konzentrieren und dem Unternehmen nachhaltige Geschwindigkeit und Flexibilität bieten.

Milad Safar
Milad Safar

Managing Partner und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Themenfeld Digitalisierung

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