Agile Transformationen bieten Unternehmen die Chance, Geschäftsprozesse langfristig schneller, flexibler und kundenorientierter zu gestalten. Für viele Unternehmen ist sie ein notwendiger Schritt, um in zunehmend komplexen und dynamischen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie bei jeder tiefgreifenden Veränderung gibt es auch hier zahlreiche Stolpersteine, die den Prozess ins Stocken bringen können. In diesem Artikel beleuchten wir die sechs häufigsten Fallstricke im agilen Transformationsprozess und zeigen auf, wie Sie Ihnen erfolgreich begegnen können.
Fallstrick 1: Keine Verankerung in der Unternehmensstrategie
Eine der größten Gefahren besteht darin, dass die agile Transformation nicht fest in der Unternehmensstrategie verankert ist. Ohne eine klare strategische Ausrichtung der Gesamtorganisation fehlt es oft an einem gemeinsamen Verständnis der Zwecke und Ziele von Agilität und einem fehlenden Transformationsbewusstsein. Das Ergebnis: unklare Prioritäten, fehlende Unterstützung durch Führungspersonen und Frustration bei den Mitarbeitern.
Lösung: Stellen Sie sicher, dass die agile Transformation ein integraler Bestandteil Ihrer Unternehmensstrategie ist, binden Sie wichtige Entscheider frühzeitig durch transparente Kommunikation in den Prozess ein und aktivieren Sie sie als Change-Agents. Nur so wird die Transformation nachhaltig von der gesamten Organisation getragen und nicht als isoliertes Projekt, sondern als gemeinsame, zukunftsfähige Unternehmensausrichtung verstanden.
Fallstrick 2: Agilität als Selbstzweck
Für Unternehmen, die sich auf einen Transformationsprozess einlassen, sollte Agilität nicht zum Selbstzweck werden. Vielmehr erfordert die Einführung agiler Methoden einen stetigen Aushandlungsprozess in Bezug auf die Unternehmensziele, die tatsächlichen Anforderungsprozesse sowie die Unternehmenskultur. Wenn Agilität lediglich als Trend angesehen wird oder ohne gründliche Begutachtung der Bedarfe Ihrer Organisation bzw. ohne kulturelle Veränderungen eingeführt wird, fehlt es in der Umsetzung schnell an der nötigen Substanz, um echten Wandel zu bewirken.
Lösung: Nehmen Sie sich Zeit für eine gründliche Analyse der Bedarfe und Herausforderungen Ihrer Organisation. Setzen Sie klare Ziele, die Sie mit der agilen Transformation erreichen wollen, und messen Sie den Erfolg nicht an der Einführung agiler Methoden, sondern an den tatsächlichen Verbesserungen entlang zentraler Leistungskennzahlen wie Kundenloyalität, Produktivität oder Time-To-Market, für deren Erreichung agile Methoden als Vehikel dienen können.
Fallstrick 3: Die falsche Perspektive
Ein häufiger Irrtum ist die Vorstellung, dass die Einführung agiler Methoden bis ins kleinste Detail geplant werden sollte. Vielmehr geht es um das Selbstverständnis von Agilität im Kontext hoher Komplexität und Unsicherheit eine Antwort zu bieten, um die wirtschaftliche Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Im Zentrum steht damit das Ziel, die Flexibilität zu erhöhen und die Fähigkeit zu schaffen, auf Veränderungen zu reagieren sowie Risiken beherrschbar zu machen. Die agile Transformation ist dabei kein Projekt, sondern ein tiefgreifender kultureller Prozess: Der Schlüssel liegt darin, eine Grundstruktur zu schaffen, die ausreichend Raum für Anpassungen, Lernmomente und Aushandlungsprozesse mit bestehenden Strukturen zulässt.
Lösung: Planen Sie iterativ in kleinen Einheiten, z.B. durch Pilotprojekte, und lassen Sie dabei Raum für Anpassungen, Reflexion und Kommunikation. Entwickeln Sie einen groben Rahmen entlang Ihrer Ziele, der genügend Flexibilität bietet, um auf Veränderungen im Prozess reagieren zu können und wählen Sie Methoden bedarfsgerecht auf Grundlage der dahinterliegenden Prinzipien aus. Eine Möglichkeit bietet eine “Now-Next-Later“-Roadmap, die einen Planungsrahmen von spezifisch und kurzfristig bis abstrakt und langfristig spannt.
Fallstrick 4: Die Angst vorm Scheitern
Veränderungen sind immer mit Unsicherheiten verbunden – und Agilität bedeutet, Experimente zu wagen. Viele Unternehmen fürchten daher das Scheitern eines agilen Transformationsprozesses, insbesondere im Kontext umfassender Investitionen durch Implementierungskosten, fehlender Erfahrung mit agilen Methoden und der Komplexität eines Kulturwandels. Diese Angst kann dazu führen, dass wichtige Entscheidungen hinausgezögert werden oder die falschen Schlüsse im Kontext auftretender Herausforderungen gezogen werden.
Lösung: Hier kann ein Perspektivwechsel helfen: Nutzen Sie Agilität als transparentes System, das Ihnen frühzeitig Dysfunktionen, Optimierungsbedarfe und Handlungsoptionen aufzeigen kann. Durch die regelmäßigen Analysen und Verbesserungsrituale lassen sich aus Herausforderungen entlang des Prozesses wertvolle Erkenntnisse über die Bedarfe Ihrer Organisation gewinnen, die wiederum ermöglichen, den Transformationsprozess fortlaufend anzupassen. Eine offene Fehlerkultur ist hierbei entscheidend.
Fallstrick 5: Fehlende Expertise und Befähigung im Prozess
Ein häufiges Problem im Transformationsprozess sind die fehlende Expertise und die mangelnde Befähigung der Mitarbeiter. Dies betrifft nicht nur die Führungsebene, sondern auch die Mitarbeiter auf allen Ebenen und ist weniger eine punktuelle, sondern viel mehr eine kontinuierliche Notwendigkeit entlang des Prozesses.
Lösung: Greifen Sie gezielt auf externe Expertise und die notwendigen Fachkompetenzen zurück, die Sie nicht selbst abbilden können. Investieren Sie zielgerichtet in Schulungen und Trainings, um Ihre Mitarbeiter nicht nur auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, sondern auch den Methodiktransfer und die nachhaltige Verankerung und Auslebung der agilen Praktiken und Prinzipien anzuleiten und zu begleiten.
Fallstrick 6: Keine Berücksichtigung der Kultur
Der letzte und vielleicht gravierendste Fallstrick ist die fehlende Berücksichtigung der Einflüsse und Wechselwirkungen des agilen Transformationsprozess auf die Unternehmenskultur. Der tiefgreifende Kulturwandel, der für eine erfolgreiche agile Transformation nötig ist, erfordert vor allem eine ganzheitliche Neuausrichtung des Denkens und Handelns an agilen Werten wie Transparenz und gemeinsame Ausrichtung, Wertschätzung und Respekt sowie das Verkörpern dieser Werte in der zwischenmenschlichen, operativen Interaktion – und das auf allen organisatorischen Ebenen. Unternehmen müssen sich daher intensiv mit ihrer eigenen Kultur auseinandersetzen und diese im Rahmen des Prozesses weiterentwickeln und mit Blick auf agile Prinzipien und Werte fördern. Ohne die entsprechende kulturelle Veränderung bleiben agile Methoden oft nur Lippenbekenntnisse.
Lösung: Setzen Sie sich aktiv mit der Unternehmenskultur auseinander. Erkennen Sie an, dass der Kulturwandel ein teils langsamer, aber notwendiger Prozess ist, der parallel und stets als integraler Bestandteil agiler Methoden und Praktiken bewusst gestaltet werden muss. Fördern Sie eine offene Kommunikation und schaffen Sie ein Umfeld, in dem Zusammenarbeit und kontinuierliches Lernen gelebt werden können.
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